Samstag, 7. Dezember 2002

frankreich vs. hollywood



warum bloss ist es so, dass ich mich offensichtlich an amerikanischen beziehungskistenfilmen sattgesehen habe, nicht aber an französischen?

exkurs: ich würde so gerne für maszgeschneidertes kabelfernsehen zahlen: arte, 3sat., zdf, ard usw. zahlen, aber nicht für rtl2, sat1, rtl und den orf. die m.e. momentan beste sendung, auch wenn man ihr eine gewisse geschwätzigkeit vorwerfen muss - aber das ist der haefs auch, ist die „sendung ohne namen". beim orf klingt die beschreibung typischerweise so, woanders so, die zu nachtschlafener zeit vor dem „naked chef" läuft. was da an bösartiger, intelligenter und witziger - ich versteige mich zu sagen: kulturkritik - geliefert wird, spottet der verschwörungsparanoiden theorie von der übernahme des orf durch den orf, ähhh.. die övp. vielleicht liegt es auch daran, dass diese sendung von braven katholiken bis jetzt übersehen wurde. müssen ja früh aus den federn.. zur nrw fällt mir noch ein: bei einem sog. „impulstag" des ams wurde darauf hingewisen, dass es bei einem bewerbungsgespräch nur zu 7% auf den inhalt ankommt, sprich: auf das, was ich meinem zukünftigen brötchengeber verbal vermittle. der rest entfällt auf sympathie, bzw. nonverbale kommunikation. nach einer umfrage haben den schüssel ja auch nur 7% aufgrund seiner inhalte gewählt. ist das jetzt ein grund zur freude oder zur frustration? exkurs: ende.

jedenfalls lief rien a faire mit einer grandiosen valeria bruni tedeschi auf arte. am vortag hatte ich den als bessere österreichische beziehungskomödie beschriebenen film „tigermännchen sucht tigerweibchen", dessen titel zuerst ist noch gar nichts aussagt (der es im verlauf dann aber doch tut) erlitten.

so, also: das eine, österreichisch triefend vor gewolltem humor und ernsthaftigkeit. natürlich war nach 20 minuten klar, dass die beiden dodln zusammen kommen. bei filmen wie diesen wird man durch die einsetzende musik belehrt, wie man gefälligst zu empfinden hat und dass das leben der protagonisten eine dramatische wendung nehmen wird. (einsetzende streicher oder beschwingte amerikanische schlager der 50er jahre). beim französischen war es nicht so einfach, man ist als zuschauer auf sich allein gestellt, ein wenig geführt allerdings vom melancholischen grundton der bilder. nicht, dass die entwicklungen so überraschend/gewollt witzig/nicht nachvollziehbar sind: es ist eher wie im eigenen leben, bei dem man in den seltensten fällen weiss, wo genau es hin geht, obwohl die grundfarbe da ist.

es stimmt bedenklich, dass mir ein französischer film aber mehr über reales leben erzählen kann als ein österreichischer. dem ö-regisseur lag anscheinend eher die amerikanischen weichspül-glattbügler-stehsätze, die klischee-dialoge und klischee-verhaltensweisen nach amerikanischem vorbild am herzen mehr. „rien a faire" ist auch simpel, aber authentisch und stimmig.

jetzt ist es ein leichtes zu behaupten, dass die amerikaner so simpel gestrickt sind, dass sie mit sogenanntem „anspruchsvollerem" überfordert sind. glaub i net. warum kann man einem zuschauer nicht zumuten, sich mit komplexeren film-beziehungen auseinanderzusetzen, wo doch sicher jeder die erfahrung mit eigenen komplizierten beziehungen hat. das argument: „zur entspannung" gilt nicht. da schau ich mir gleich einen schwarzenegger an. das pseudo-anspruchsvolle ist das eigentlich üble. wenn der regisseur erst mit dem finger drauf zeigen muss, wenn tränen- oder betroffenheitsschwere sätze fallen müssen, wird es billig. ich habe nach einer persönlichen herzzerreissenden trennungsszene noch nie geigen in meinem kopf gehört. ja, nüchternheit ist es wohl auch, was „rien a faire" auszeichnet, aber nicht ohne anteilnahme für das leben der figuren (beim österreichischen film hieße es wohl „das schicksal"). der weibliche französische film.

und noch was: tragisch ist fast gar nix. nach aristoteles kommt tragik „zustande durch einen umschlag dessen, was erreicht werden solle, ins gegenteil, also einen umschlag von glück in unglück, dessen wirkung am größten sei, wenn er von einem umschlag von unkenntnis in kenntnis begleitet sei. kennzeichen dieses umschlags sei das leiden des helden, welches durch einen fehler zustande komme, der sich aus dem versagen im sinne der menschlichen unzulänglichkeit, das richtige zu erkennen, ergebe, nicht aber aus einem sittlichen defekt. da dieses leiden unverdient sei, erzeuge es beim zuschauer rührung und eine identifikation mit dem helden, da er glaube, dasselbe schicksal könne auch ihn oder eine nahestehende person treffen." 9/11, galtür oder littleton ist traurig oder erschütternd, aber per definitionem nicht tragisch. tragisch klingt halt besser. (danke an max goldt).


 



 
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Dienstag, 3. Dezember 2002

zappen im orf-angebot



bis vor kurzem gehörte ich anscheinend zum geringen prozentsatz der österreicherinnen, die bis heute abend noch nie starmania gesehen haben. im zweiten läuft was über die 104-jährige maria soundso, von der der jugendliche altersheimdirektor „noch einiges" lernen kann. der typ erinnert von seiner aussprache etwas an den qualtinger, weshalb seine peinlichkeiten recht sarkastisch zu interpretieren sind.
ja, ich habe kabel, ja ich habe einen ausschaltknopf, aber dies ist die raunzerzone und ich darf über den orf schimpfen, soviel ich will, denn: ich zahle gebühren. nicht erst seit es diese grauenerregende „melde-dich-an"-kampagne gibt (wäre eher ein grund sich abzumelden) nein, eigentlich immer schon, faulheit, feigheit oder weil ich meiner kabelgesellschaft kollaboration mit dem feind zutraue.
zwischen werbung, werbung und werbung im einser läuft im 2. derweil treffpunkt kultur, in der die dame mit dem schildkrötenhals ein interview mit dem eugen freund über einen neuen interessanten film eines amerikaners namens michael moore spricht, in der es um die liebe der amerikaner zu ihren waffen geht - und den möglichen konsequenzen. treffpunkt kultur erinnert mich teilweise an ein schlecht gemachtes kulturzeit. irgendwie österreichisch-provinziell, dafür ohne den angeblich vorhandenen charme (auf den ich im übrigens gerne verzichten mag, wenn dafür vernünftige information geboten wird).
zurück bei starmania sehe ich die juvenile frau kiesbauer, die sich offensichtlich vom niveau ihrer nachmittäglichen talk-shows nur schwer lösen kann, da sie mit geschickter suggestiv-technik die kandidaten aufeinander hetzt. mein gott, was für eine karriere hätte diese frau bei taxi orange machen können. perlen vor die säue geworfen!
die herrschaften der jury bleiben mir unbekannt, scheinen jedenfalls voll cool und vom fach zu sein, obwohl der eine wie der joesi prokopetz ausschaut. und wieso irgendein in „el äh" lebender österreicher seinen a) unqualifizierten senf dazu gibt „österreich - das land der musik" und b) behauptet, „niemand wolle back-street-boys machen" sondern eine „neue österreichische whitney houston entdecken" und dann so ein hirni mit abstehenden ohren und seiner boygroup-schmusenummer gewinnt, bleibt mir ein rätsel und treibt den blutdruck in die höhe.

da soll noch einer behaupten, orf-fernsehen ist langweilig.

danach werde ich jedenfalls nicht süchtig (was ich bei big brother auch gesagt habe, bis mir dann keine lügenantworten auf die frage, wie ich denn meinen abend verbracht habe, mehr eingefallen sind - aber das war was gaaaanz anderes).


 



 
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Dienstag, 26. November 2002

war wohl nix



aber nach robert schindel:
Man muß akzeptieren, daß die Österreicher vielleicht ein bißchen weniger schnell lernen und dadurch etwas länger leiden müssen.
und von antonio fian stammt der vierzeiler:
Leise flehen meine Lieder, / bitte, nein, nicht das schon wieder, / nicht noch einmal diese Scheiße, / flehen meine Lieder leise.

seltsamerweise in der Presse gefunden.


 



 
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