frankreich vs. hollywood



warum bloss ist es so, dass ich mich offensichtlich an amerikanischen beziehungskistenfilmen sattgesehen habe, nicht aber an französischen?

exkurs: ich würde so gerne für maszgeschneidertes kabelfernsehen zahlen: arte, 3sat., zdf, ard usw. zahlen, aber nicht für rtl2, sat1, rtl und den orf. die m.e. momentan beste sendung, auch wenn man ihr eine gewisse geschwätzigkeit vorwerfen muss - aber das ist der haefs auch, ist die „sendung ohne namen". beim orf klingt die beschreibung typischerweise so, woanders so, die zu nachtschlafener zeit vor dem „naked chef" läuft. was da an bösartiger, intelligenter und witziger - ich versteige mich zu sagen: kulturkritik - geliefert wird, spottet der verschwörungsparanoiden theorie von der übernahme des orf durch den orf, ähhh.. die övp. vielleicht liegt es auch daran, dass diese sendung von braven katholiken bis jetzt übersehen wurde. müssen ja früh aus den federn.. zur nrw fällt mir noch ein: bei einem sog. „impulstag" des ams wurde darauf hingewisen, dass es bei einem bewerbungsgespräch nur zu 7% auf den inhalt ankommt, sprich: auf das, was ich meinem zukünftigen brötchengeber verbal vermittle. der rest entfällt auf sympathie, bzw. nonverbale kommunikation. nach einer umfrage haben den schüssel ja auch nur 7% aufgrund seiner inhalte gewählt. ist das jetzt ein grund zur freude oder zur frustration? exkurs: ende.

jedenfalls lief rien a faire mit einer grandiosen valeria bruni tedeschi auf arte. am vortag hatte ich den als bessere österreichische beziehungskomödie beschriebenen film „tigermännchen sucht tigerweibchen", dessen titel zuerst ist noch gar nichts aussagt (der es im verlauf dann aber doch tut) erlitten.

so, also: das eine, österreichisch triefend vor gewolltem humor und ernsthaftigkeit. natürlich war nach 20 minuten klar, dass die beiden dodln zusammen kommen. bei filmen wie diesen wird man durch die einsetzende musik belehrt, wie man gefälligst zu empfinden hat und dass das leben der protagonisten eine dramatische wendung nehmen wird. (einsetzende streicher oder beschwingte amerikanische schlager der 50er jahre). beim französischen war es nicht so einfach, man ist als zuschauer auf sich allein gestellt, ein wenig geführt allerdings vom melancholischen grundton der bilder. nicht, dass die entwicklungen so überraschend/gewollt witzig/nicht nachvollziehbar sind: es ist eher wie im eigenen leben, bei dem man in den seltensten fällen weiss, wo genau es hin geht, obwohl die grundfarbe da ist.

es stimmt bedenklich, dass mir ein französischer film aber mehr über reales leben erzählen kann als ein österreichischer. dem ö-regisseur lag anscheinend eher die amerikanischen weichspül-glattbügler-stehsätze, die klischee-dialoge und klischee-verhaltensweisen nach amerikanischem vorbild am herzen mehr. „rien a faire" ist auch simpel, aber authentisch und stimmig.

jetzt ist es ein leichtes zu behaupten, dass die amerikaner so simpel gestrickt sind, dass sie mit sogenanntem „anspruchsvollerem" überfordert sind. glaub i net. warum kann man einem zuschauer nicht zumuten, sich mit komplexeren film-beziehungen auseinanderzusetzen, wo doch sicher jeder die erfahrung mit eigenen komplizierten beziehungen hat. das argument: „zur entspannung" gilt nicht. da schau ich mir gleich einen schwarzenegger an. das pseudo-anspruchsvolle ist das eigentlich üble. wenn der regisseur erst mit dem finger drauf zeigen muss, wenn tränen- oder betroffenheitsschwere sätze fallen müssen, wird es billig. ich habe nach einer persönlichen herzzerreissenden trennungsszene noch nie geigen in meinem kopf gehört. ja, nüchternheit ist es wohl auch, was „rien a faire" auszeichnet, aber nicht ohne anteilnahme für das leben der figuren (beim österreichischen film hieße es wohl „das schicksal"). der weibliche französische film.

und noch was: tragisch ist fast gar nix. nach aristoteles kommt tragik „zustande durch einen umschlag dessen, was erreicht werden solle, ins gegenteil, also einen umschlag von glück in unglück, dessen wirkung am größten sei, wenn er von einem umschlag von unkenntnis in kenntnis begleitet sei. kennzeichen dieses umschlags sei das leiden des helden, welches durch einen fehler zustande komme, der sich aus dem versagen im sinne der menschlichen unzulänglichkeit, das richtige zu erkennen, ergebe, nicht aber aus einem sittlichen defekt. da dieses leiden unverdient sei, erzeuge es beim zuschauer rührung und eine identifikation mit dem helden, da er glaube, dasselbe schicksal könne auch ihn oder eine nahestehende person treffen." 9/11, galtür oder littleton ist traurig oder erschütternd, aber per definitionem nicht tragisch. tragisch klingt halt besser. (danke an max goldt).


 

  
 
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